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Du, sag mal…

(02.01.2017) Ah, Peter, hast du kurz Zeit für mich? So oder so ähnlich klingt es, wenn wir unseren Landeschef auf dem Flur treffen und gerne etwas mit ihm besprechen möchten. Ich werde immer wieder gefragt, ob es wirklich so ist, dass wir uns bei IKEA alle duzen und die Reaktion auf meine Antwort (Ja, wir duzen uns alle) schwanken zwischen ungläubiger Ablehnung und freudiger Überraschung: „Das ist ja total distanzlos, ich will doch selbst entscheiden, wer mich duzen darf“ oder „Das finde ich total sympathisch und es macht vieles bestimmt leichter“.

Das Duzen über alle Ebenen ist keine Erfindung von IKEA und auch kein aufgesetztes Sprachsystem – es ist einfach schwedisch. In Schweden wird seit den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts in der gesamten Gesellschaft geduzt. Damit haben die Schweden ein sehr kompliziertes und gestelztes System abgelöst, in dem beispielweise in Betrieben und Behörden Menschen nicht mit ihren Namen, sondern mit ihren Titeln angesprochen wurden, so dass sich der Herr Generaldirektor und die Frau Sekretären ziemlich umständlich begrüßen mussten. Seit Abschaffung dieses Systems (die vom damaligen Direktor der Gesundheits- und Sozialbehörde eingeleitet wurde), bleibt die formale Anrede dem König vorbehalten – der Rest der Bevölkerung spricht sich mit den Vornamen an und duzt sich.

Bei IKEA duzen sich alle und in der allgemeinen Kundenansprache, also z.B. in der Werbung, wird geduzt. In der direkten Kundenansprache sind wir in Deutschland beim Sie geblieben, denn hier zeigen sich die gesellschaftlichen Unterschiede zwischen Schweden und Deutschland und das „Du“ wird von manchen Kunden als unangebracht empfunden.

Welchen Effekt hat denn nun das IKEA interne Duzen auf den Umgang miteinander oder den Respekt für das gegenüber? Sind wir dadurch distanzlos bei IKEA? Ganz im Gegenteil: dadurch, dass wir uns Duzen gehen wir bewusster miteinander um – das „Sie“ schafft Distanz und unterstützt hierarchische Strukturen und wer sich siezt, geht nicht automatisch respektvoller mit dem anderen um. Das Duzen ist der Ausdruck einer Grundhaltung bei IKEA: wir sind mit unserem Gegenüber auf Augenhöhe, wir müssen uns nicht verbiegen um die richtige Anrede zu finden und keine Angst haben den Doktortitel zu vergessen. Das „Du“ ist kein einfacher Gleichmacher, sondern ein Türöffner für ein entspannteres und vertrauensvolles Miteinander.

Den gegenseitigen Respekt drücken wir nicht durch eine stilisierte Anrede aus, sondern durch die Art wie wir miteinander umgehen, egal welche Position der andere innehaben mag. Bei einem Treffen in einer großen Gruppe mit Kollegen die man nicht kennt, kommen wir schneller ins Gespräch, gehen ungezwungener miteinander um und oftmals stellt man erst im Lauf des Treffens fest, dass die Kollegin, mit der man sich so angeregt unterhalten hat, eine der stellvertretenden Geschäftsführerinnen ist.


Über den Autor: Martin Schupp

In der Kommunikationsabteilung von IKEA bin ich für die interne Kommunikation zuständig. Privat gehört meine Liebe dem Theater und der Musik und Großbritannien. Ich stehe leidenschaftlich gern auf der Bühne. Mein größter Wunsch wäre daher auch ein eigenes Theater zu besitzen. Oder aber einmal im Leben die Queen zu treffen. Bis es soweit ist, nehme ich im Sessel STRANDNOM samt Hocker in grün Platz. Er besticht durch seine tolle Farbe, tolles Design und ist soo bequem, dass ich sofort abschalten kann, wenn ich mich hinein setze.